Technische Daten:
Kursbuchnummern | 252, 273 |
Streckenlänge | 14,22 km |
Größte Neigung | 1:50 (2%) |
Kleinster Kurvenradius | 180 m |
Eingesetzte Fahrzeuge | T3, Br 56, Eta 177, Köf II |
Zeittafel:
04.05.1887 Konzessionserteilung für die Nebenbahn Sprendlingen – Wöllstein und Baubeginn
11.10.1888 Betriebseröffnung
15.11.1890 Genehmigung zur Verlängerung nach Neu-Bamberg
31.03.1897 Genehmigung zur Verlängerung nach Fürfeld
28.07.1897 Konzessionserteilung für die Nebenbahn Sprendlingen – Fürfeld
05.10.1898 Betriebseröffnung
1937 Ablauf der Konzession Sprendlingen – Wöllstein, Weiterführung auf staatliche Weisung
31.03.1947 Ablauf der Konzession Wöllstein – Fürfeld, Verlängerung bis 1952
31.12.1952 Kündigung durch die Betreibergesellschaft SEG, Übernahme durch die DB
31.03.1953 Einstellung des Personenverkehrs, Übernahme der Strecke durch das Land Rheinland- Pfalz
31.03.1958 Einstellung des Güterverkehrs Wöllstein – Fürfeld
01.01.1959 Strecke wird Anschlußbahn des nichtöffentlichen Verkehrs
01.04.1959 Stillegung Wöllstein – Fürfeld und Abbau der Gleise, Wöllstein wird Endstation
31.07.1973 Letzter Güterzug Wöllstein – Sprendlingen
31.12.1973 Stillegung der Strecke
1974 Abbau der Gleise
Entwicklung:
In einer Zeit, als es noch keinen Individualverkehr gab, mussten Gewerbetreibende ihre Produkte mit Pferdefuhrwerken transportieren und Arbeitende und Ausflügler zu Fuß gehen. Dadurch war die in angemessener Zeit erreichbare Entfernung gering oder aber eine mehrtägige Trennung vom Heimatort erforderlich. Arbeiter, die am Wohnort keine Arbeit fanden, mussten am Arbeitsort wohnen, was das Einkommen verminderte und konnten höchstens am Wochenende die Heimat besuchen, Händler mussten ihre Produkte, die am Wohnort nicht verkauft werden konnten, an den entfernten Verkaufsort begleiten, was wiederum den Ertrag verminderte. Nur mit einem tragfähigen und schnellen Transportmittel wie der Eisenbahn ließ sich die Lage verbessern und aus diesem Grund strebte auch das in seiner Bedeutung wachsende Wöllstein nach einem Bahnanschluss. Das Hessische Staatsministerium bewilligte den Bau und vergab die Konzession an die Süddeutsche Eisenbahngesellschaft SEG. Während der Fertigstellung wurde durch Neu-Bamberg, Frei-Laubersheim und Fürfeld eine Verlängerung beantragt, die ebenfalls bewilligt wurde.
Mit Normalisierung des Lebens, der Nahrungsbeschaffung und Veränderung der Verkehrsströme sank diese Zahl schnell und zum Jahresende 1952 kündigte die SEG alle Strecken wegen ihres defizitären Betriebes.
Das Land Rheinland-Pfalz übernahm die Strecke und die DB führte den Betrieb mit Akkutriebwagen aus Worms im Personenverkehr und Dampf-, später Dieselbetrieb im Güterverkehr durch, bis schon nach 4 Monaten der Personenverkehr mangels Reisender eingestellt wurde. Die Bewohner der Ortschaften, früher nach Mainz und Alzey orientiert, reisten nun vermehrt nach Bad Kreuznach. Vormals mit der Bahn bis Sprendlingen, von dort mit der Straßenbahn nach Bad Kreuznach lange unterwegs, konnte man nun mit Bussen direkt ohne Umwege in wesentlich kürzerer Zeit das Ziel erreichen.
Lediglich der Güterverkehr mit landwirtschaftlichen Produkten sowie der Schwerlastverkehr von Bruch- und Backsteinen blieb erhalten. Nachdem die Brüche westlich von Wöllstein keinen Abfuhrbedarf mehr hatten, wurde die Strecke ab Wöllstein stillgelegt und abgebaut, das Reststück wurde nur noch als Anschlussgleis eingestuft, was eine einfachere kostengünstigere Bedienung mit Rangierlokomotiven ermöglichte. Auch hier nahm das Transportaufkommen immer mehr ab, den Todesstoß für die Reststrecke setzte jedoch wie so oft der Autoverkehr. Für den Weiterbau der A 61 von Bingen nach Süden wäre eine Brücke für rund 1,2 Mio DM erforderlich gewesen, um das Gleis zu überfahren.Das Land Rheinland Pfalz bot stattdessen den beiden betroffenen Landkreisen 500.000,- DM für die Stilllegung, das Ende ist bekannt.
Die Bilder zeigen die Streckenführung von Sprendlingen ausgehend nach Fürfeld in der Zeit nach der Betriebseröffnung und als Vergleich dazu – wenn vorhanden – eine Aufnahme aus der Zeit kurz vor der Stilllegung.
Anlässlich des Jubiläums 200 Jahre Rheinhessen im Jahr 2016 haben sich einige Eisenbahn- und Modellbahnfreunde zusammengefunden und dem „Bawettche“ ein lebendiges Denkmal geschaffen und bauen seitdem den Bahnhof Wöllsteim in Spurgröße H0 (Maßstab 1:87) nach. Aus dieser Initiative hat sich der IG Bawettche e.V. gegründet, welcher auch regelmäßig Modellbahnausstellungen in Wöllstein durchführt.
Auch hat schon der SWR über das Bawettche berichtet: Eisenbahnromantik Folge 999
Ausfahrt Sprendlingen
Ausfahrt Sprendlingen 1972
Überführung Elektrisch
Überführung 1972
T3 338 in Badenheim 1918
Badenheim 1972
Bahnübergang B420
Bahnübergang B420 im Jahre 1972
T3 im Bahnhof Wöllstein
Bahnübergang Alzeyer Straße
Gleisbaurotte
Gleisplan 1959
Ausfahrt
Eta 177
Abbauzug vor Anwesen Neubrech und St. Remigiuskirche 1959
Gleisanlage und Bahnhof Wöllstein im Jahr 1972
Gleisanlage und Bahnhof Wöllstein im Jahr 1972
Gleisanlage Wöllstein in Richtung Alzeyer Straße und heutiger Barsac-Allee im Jahre 1972
Letzte Fahrt am 31. Juli 1973
Abriss und Rückbau der Gleisanlage im Jahr 1974
T3 vor dem Wasserturm
Abbau der Gleise am Sportplatz im Jahr 1959
Wöllstein mit der Mittel- und Neumühle im Vordergrund
Bau der Appelbachbrücke im Tälchen (vor Steinbruch)
Fertiggestellte Eisenbahnbrücke über den Appelbach
Gleisanlage auf der Appelbachbrücke von oben, rechts Steinbruch, Ölmühle im Hintergrund
Steinbruch Wöllstein in Betrieb – heute Naturschutzgebiet
Gleisabbau in der Nähe des Steinbruchs
Gleisbau an der Ölmühle 1897
Gleise vor Ölmühle mit Steinbruch und Wasserturm im Hintergrund
Streckenführung von Ölmühle Richtung Neu-Bamberg mit Eisenbahnbrücke
Strecke unterhalb der Hexenkanzel
Strecke nach Neu-Bamberg (links unten heute Wanderparkplatz mit Schutzhütte)
Einschnitt vor Neu-Bamberg
Brückenbau in Neu-Bamberg im Jahr 1898
Zug auf Brücke vor Neu-Bamberg
Zug am Haltepunkt Neu-Bamberg
Bahnhof Neu-Bamberg / Frei-Laubersheim
Bahnhof Neu-Bamberg / Frei-Laubersheim im Jahre 1972
Bahnstrecke Neu-Bamberg nach Frei-Laubersheim
Haltepunkt Frei-Laubersheim
Bahnhof Fürfeld
Bahnhof Fürfeld 1972
Bahnhof Fürfeld 1972
Bildquelle: IG Bawettche e.V. / Curt Menges